Wir dürfen nun gespannt sein, wie sich die Lustenauer Bevölkerung bei der Volksbefragung zur S18 entscheidet. Diese Befragung ist jedoch vergiftet. Was passiert, wenn die Unterfluhrtrasse technisch und finanziell nicht umsetzbar ist? Würde dann ein JA der Bevölkerung auch als JA zur S18 gewertet, oder gäbe es dann eine neuerliche Befragung? Hoffentlich ist eine große Mehrheit gegen dieses Monsterprojekt, das im Zeichen des notwendigen Umdenkens aufgrund des Klimawandels ein Verbrechen an unserer Gesellschaft und der Natur wäre. In der Zukunft muss es heißen: weniger Autos – weniger Straßen!
Verantwortungsvolle Politiker müssen diesen Weg konsequent verfolgen oder abtreten. Sie machen sich sonst schuldig und müssten konsequenterweise dafür in der Zukunft geradestehen. Auch vor Gericht wenn es sein muss.
Leserbrief in den VN:
Gefährliche Drohung
Um die S18CP Variante für die Bevölkerung doch noch durchzudrücken und akzeptabel erscheinen zu lassen, soll sie nun großteils unterirdisch geführt werden. Hinsichtlich des Klimaschutzes wäre dies mit einem Umweltverbrechen gleichzusetzen. Die geplante Trasse führt in einer aberwitzig langen Schleife in die falsche Richtung durch Moorboden. Inzwischen weiß jedes Kind, dass Moorboden ein großer Speicher für Kohlenstoffdioxid, Methan, und Lachgas ist. Allerdings nur dann, wenn man ihn in Ruhe lässt. In letzter Zeit gab und gibt es Bemühungen in Vorarlberg, kleinere Moore mit erheblichem Aufwand wieder zu vernässen, um die Funktionen dieses wertvollen Lebensraumes zurückzubringen. Beim Bau der S18CP Variante würde das Gegenteil erreicht. Beim Durchwühlen und Herausbringen des Torfbodens würde dieser entwässert und die gespeicherten Treibhausgase in riesigen Mengen freigesetzt. Das Methan ist 28mal klimaschädlicher als CO² und Lachgas wirkt in der Atmosphäre 300mal stärker als CO². Wohin sollten die gewaltigen Mengen Material transportiert und wo gelagert werden? Welche Auswirkungen gäbe es auf die Grundwasserströme? Leute, die solche Ziele anstreben, sollten vorbeugend in Gewahrsam genommen werden.
Franz Ströhle, Alpenschutzverein für Vorarlberg, Dornbirn
Es kann auch anders gehen. Dies zeigt der Leserbrief von Dr. Martin Mäser inderselben Ausgabe der VN:
Vorbild Brüssel: mehr Räder, weniger Autos
Gebetsmühlenartig verbreitet LR Tittler die Unwahrheit. Der Autoverkehr nehme auch in Zukunft stetig zu, behauptete er neuerlich beim Informationsabend über die CP-S18- Variante, das stimmt nicht. Durch intelligente Verkehrspolitik kann die Mobilität schnell und effizient geändert werden. Die Metropolregion Brüssel hat es geschafft, den Anteil des Autoverkehrs innerhalb von einem Jahr um 27 % zu reduzieren, der Radverkehr hat um 36 % zugenommen (Quelle orf.at 07.09.2023). Wie? Es wurden sichere, überregionale Radwege geschaffen, in der Stadt der sanften Mobilität mehr Platz gegeben, eine Prämie von 1000 € fürs Abmelden des eigenen Autos ausbezahlt und flächendeckend wurde Tempo 30 eingeführt, welches durch mechanische Barrieren auch eingehalten wird. Wir alle wissen, entlang der Landesstraßen zu radeln ist mitunter lebensgefährlich, wie schon etliche tödliche Unfälle tragisch bewiesen haben. Maßnahmen wie Temporeduktion und bauliche Verbesserungen lässt LR Tittler vermissen. Stattdessen reden er und die ÖVP-Landesregierungsmitglieder weiter von „Entlastungsstraßen“, die aber mehr Autoverkehr induzieren werden, wie jeder Laie heutzutage weiß. Empfehlenswert ist eine Exkursion in den Norden, wo moderner Mobilitätspolitik gelebt wird. Weniger Autos in der Stadt bedeutet höhere Lebensqualität, mehr Radverkehr bedeutet mehr Gesundheit, mehr Umweltschutz und weniger Kosten für uns Steuerzahlende. Was spricht dagegen?
Dr. Martin Mäser, Dornbirn